Vortragsabend gemeinsam mit dem Verein Lesen in Bauschheim
Seit fast einem Jahrhundert ist die Bauschheimer Kerb fotografisch dokumentiert. Diese Bilder bekamen die Besucher der Vortragsreihe über Bauschheimer Historie, die der Verein „Lesen in Bauschheim“ seit langen Jahren veranstaltet, am Dienstag im Lesesaal der Bibliothek der Otto-Hahn-Schule zu sehen.

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Der Verein „Für Bauschheim e.V.“ hatte die Fotos aufgearbeitet, und Vorsitzender Wolfgang Jung präsentierte sie auf einer großen Leinwand.
Die sachkundigen Erläuterungen steuerte Horst Guthmann bei, und die alten Dokumente regten schnell zu Gesprächen an, waren doch alle Anwesenden irgendwie mit der Kerb enger verbunden und zum Teil selbst Kerweborsch. Von 1920 datiert das älteste Foto von Kerweborsch, das beim Schneider-Gretchen vorm Gasthaus „Zum kühlen Grund“ aufgenommen wurde, beide selbst inzwischen Teil der Bauschheimer Historie. Bei diesen Jahrgängen wird ein Zusammenhang mit den damaligen Musterungen zum Militär vermutet.

Eine andere Verbindung der Kerb ist die zum Erntedank, was erklären könnte, warum die Kerweborsch früher Weinflaschen mitführten. Die Kerb wurde damals nicht begraben, sondern „geholt“, wie sich die Älteren erinnerten: vom Brückel aus mit einem Reibchen (Fohlen). Der Kerwebaum wurde samstagsnachmittags aufgestellt, denn die Kerb ging danach erst abends los, und die Haupttage waren Sonntag und Montag. Oft gab es zwei Kerwebäume, weil es zeitweise Sitte war, dass Gesellschaften der Gasthäuser die Kerweborsch stellten, die jede für sich einen Baum vor ihrem eigenen Gasthaus aufstellten.

Gaben die Fotos aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts noch viele Rätsel bei den Namen der Dargestellten auf, so konnten sich viele Besucher noch an die Personen erinnern, die ab den 1930er Jahren gezeigt wurden, kannten viele noch persönlich. Ab 1937 waren auch Fotos von Kerweumzügen zu sehen, auf dem ersten fuhr ein als Schiff gestalteter Wagen mit. Spätere Fotos zeigen Reiter und Pferde zu Beginn der Umzüge, gefolgt von Musikgruppen. Das waren die Tanzkapellen, so 1938 die „Jonas“. Es folgte der Wagen mit den Kerweborsch, während ganz zu Beginn des Zugs oft Fahnenschwinger zu sehen sind.

Einen Spaß erlaubte man sich 1938, als man kurz entschlossen am Kerwemontag zwei Fahrkühe vor den Wagen spannte und noch einmal einen kleinen Umzug mimte, über den heute noch gesprochen wird, wie Horst Guthmann versicherte.

Während der Besatzungszeit gab es anfangs ein Fotografierverbot. Erst ab 1947 ging die Kerb beim Scheider-Gretchen weiter „als wenn nix gewese wär’, und dazwischen lag der schreckliche Krieg“, kommentierte Horst Guthmann.

„Kühler Grund“, „Schützenhof“ und „Krone“ waren die wechselnden Hauptlokale bei der Kerb über die Jahrzehnte, ehe ab 1963 das Dorfgemeinschaftshaus (heute Bürgerhaus) der Stützpunkt wurde. Aus dieser Zeit liegen erste Farbfotos vor. In den siebziger Jahren schlief die Tradition der Kerweborsch langsam ein und kam erst ab 1983 wieder regelmäßig auf, so dass die Kerweborsch in diesem Jahr 30 Jahre Tradition feiern.

Inzwischen waren auch eine Berg- und Talbahn, Schießbuden und sonstige Vergnügungen aufgekommen, die in der Brunnenstraße aufgestellt waren. Das Giggelschlagen wurde Tradition und das Frühschoppenkonzert des Musikzuges. Immer aber gingen die Kerweborsch sonntags morgens zuerst zur Kirche, was so manchem wegen der relativ frühen Uhrzeit schwerfiel. Wer verschlief, musste einen Kasten Bier bezahlen

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