Horst Guthmann vom Verein „Für Bauschheim e.V.“ führt zu Bauschheimer Orten, wo früher Handwerk und Gewerbe zuhause waren.


Brunnenstraße, Baumstraße, Wolfinger Straße und die angrenzenden Gassen mit ihren früheren Gewerbebetrieben waren Schwerpunkte des historischen Rundganges in Bauschheim, dem knapp 50 Besucher folgten. „Man kann die Häuser nicht neu erfinden“, lautete ein mehrfach geäußerter Satz von Horst Guthmann, wenn er deren Geschichte zum wiederholten Male erzählte, doch gibt es immer wieder neue Akzente in seinem Vortrag, der in „Bauschemer Platt“ und gespickt mit Anekdoten und Wahrheiten einmal mehr zu einem Amüsement wurde.

„Der Bauer hott aach Kerwes oogeblanzt“, sagte Horst Guthmann vor einem Anwesen in der Brunnenstraße, und ein Teilnehmer fragte sicherheitshalber zurück, ob damit Klee gemeint sei. „Das sind Kürbisse, junger Mann“, klärte der Stadtführer auf, der noch etliche Male übersetzen musste.
Die alten Geschäfte waren immer wieder auch gesellschaftlicher Treffpunkt, wo es neben dem Einkauf auch ein Schwätzchen zu halten gab und private Sorgen besprochen wurden. Metzgereien, Lebensmittellädchen und Bäckereien stehen dafür beispielhaft; fast alle sind verschwunden. Aber Irmtraud Sipp von der ehemaligen Bäckerei in der Wolfinger Straße, heute Bäckerladen, knüpfte an alte Zeiten an, öffnete ihr Fenster und schenkte spontan Wein und kühle Getränke aus, nicht ohne einen kleinen Plausch mit vielen alten Bekannten zu halten.

Nahezu jedes Haus in den begangenen Straßen beherbergte einen Gewerbebetrieb, oft in mehreren Generationen, oft mit wechselnden Gewerben. Ein Bauschheimer Original lief bei der Stadtteilführung mit und gab gerne Auskunft über den Wandel der Zeit: Isidor Müller war einer der letzten Metzger in Bauschheim, drei Generationen seiner Familie betrieben das Geschäft in der Brunnenstraße. Zuletzt baute er gegenüber eine moderne Schlachterei, doch dann kamen die Supermärkte auf, und die örtlichen Betriebe litten darunter. Heute gibt es keine Metzgereien mehr in Bauschheim, und Müllers Schlachterei ist jetzt ein modernes Wohngebäude. Auch den Konsum mit seinen blitzsauber weiß bekittelten Verkäuferinnen in der Pfälzer Straße gibt es nicht mehr.

Einen Wandel anderer Art zeigen die unterschiedlichen Stationen der Post in Bauschheim, die im Zeitalter der Postkutsche in der Brunnenstraße angesiedelt war und dann dort im „Schützenhof“, später ihr Domizil in der Baumstraße 51 hatte und heute wieder in der Brunnenstraße im Anwesen von Kurt Stolz ist. Mit der Postkutsche verschwanden Pferde und Vieh im ehemaligen Bauerndorf, und die Schmiede, der Händelstein und die alte Viehwaage, alle in unmittelbarer Nähe der evangelischen Kirche, sind Vergangenheit.
Horst Guthmann kennt aber noch ihre Standorte und zeigte sie den Besuchern nicht nur an originaler Stelle, sondern auch auf historischen Fotos des aktuellen Jahreskalenders, den der Verein „Für Bauschheim e.V.“ herausgibt.